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Autoinflammation

allgemeines

Entzündungsreaktion ohne Infektion
genetische Autoinflammatorische Erkrankungen
ErkrankungProtein GenErbgang Alter bei EMDauer der Attacken freie IntervalleKlinik
FMF Familiäres Mittelmeerfieber Pyrin MEFV autosomal rezessiv < 20 Jahre 1-3 Tage 3-4 Wochen Fieber, (Mon)arthritis, Pleuritis, Peritonitis, Erytheme, Purpura
HIDS Hyper-IgD-Syndrom Mevalonat-kinase MVK autosomal rezessiv < 1 Jahr 3-7 Tage 4-8 Wochen Fieber, Polyarthritis, Lymphadenopathie, makulopapulöses, polymorphes Exanthem
TRAPS Tumor-Nekrose-Faktor-Rezeptor-assoziiertes periodisches Syndrom TNFR1 TNFRSF1A autosomal dominant < 20 Jahre Tage/Wochen 1-24 Monate Fieber, Arthritis, Pleuritis, Konjunktivitis, Erytheme, Myalgien
CAPS Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome Cryopyrin CIAS-1 (NLRP-3) autosomal dominant      FCAS: mildeste Form. MWS: schwerer. NOMID oder CINCA: schwerste Form
FCAS Cryopyrin CIAS-1 (NLRP-3) autosomal dominant < 1 Jahr Stunden/Tage variabel Kälteinduzierte Fieberschübe, Urtikaria, Konjunktivitis
MWS Cryopyrin CIAS-1 (NLRP-3) autosomal dominant variabel Tage/Wochen variabel Fieber, Urtikaria, Arthritis, Innenohrschwerhörigkeit, Niereninsuffizienz, Bauchschmerzen
PAPA CD2BP1 PSTPIP1 autosomal dominant variabel variabel variabel Akne, Pyoderma gangraenosum, Arthritis
VEXAS (vacuoles, E1 enzyme, X-linked, autoinflammatory, somatic)    UBA1         Vasculitis, autoinflammatorische Erkrankung oder RP (Rezidivierte Polychondritis). Mehr Männer. Hautveränderungen. MDS (Myelodysplasie) und AD (autoimmune disorders) mit characteristischen Vacuolen in myeloiden und erythroiden Vorläuferzellen

Modifiziert nach (3)
CAPS Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) Zu den Cryopyrin-assoziierten periodischen Syndromen (CAPS) zählt man eine Gruppe von genetisch bedingten autoinflammatorischen Erkrankungen, welche durch unterschiedliche Mutationen im NLRP3-Gen (CIAS1) bedingt sind, welches das Protein Cryopyrin kodiert. Dieses wird in Granulozyten, Monozyten und Makrophagen synthetisiert und heteropolyme- risiert mit anderen Eiweißen zum Inflammason, welches die Caspase 1, das „Interleukin-1 con- verting enzyme" aktiviert. Die mildeste Form der CAP-Syndrome ist das familiäre, kälteinduzierte autoinflammatorische Syndrom (FCAS). Obwohl auch dieses schon in der (frühen) Kindheit auftritt, wird es wahr- scheinlich zu selten, erst in späteren Lebens- abschnitten oder auch gar nicht diagnostiziert. Auch das deutlich schwerere Muckle-Wells-Syn- drom (MWS) wird oft erst im Erwachsenenalter (Innenohrschwerhörigkeit, Niereninsuffizienz, Amyloidose) diagnostiziert, während sich die schwerste Form als NOMID (neonatal onset multisystem inflammatory disease) oder CINCA (chronic infantile neurological cutaneous arti- cular) Syndrom schon bei oder kurz nach der Geburt manifestiert. Die Familienanamnese ist wegen des autosomal-dominanten Erbgangs (mit allerdings variabler Penetranz) häufig posi- tiv und sollte bei Verdacht auf ein CAPS stets sorgfältig erhoben werden. Beim FCAS (auch familiäre Kälteurtikaria ge- nannt) treten die Symptome (Fieber, Schüttelfrost, Myalgien, Kopfschmerzen, schmerzhafte erythe- matöse und ödematöse Papeln und Plaques, Gelenkschwellungen) wenige bis ca. 24 Stunden nach Kälteexposition auf und dauern typischer- weise nur kurz (-1 Tag) an. An den Augen kann es dabei auch zu einer Keratitis, Konjunktivitis, Episkleritis oder Uveitis kommen. Zwischen den Schüben sind die Patienten beschwerdefrei. Die Entwicklung einer Amyloidose ist selten. Die Diagnose wird aufgrund der charakteristischen klinischen Manifestation nach Kälteexposition gestellt und durch einen Mutationsnachweis im NLPR3-Gen gestützt. Therapeutisch werden ne- ben der Vermeidung von Kälteexposition, Wär- me, Steroide (im Schub) und die IL-1-Antagonis- ten Anakinra oder Canakinumab eingesetzt, die beide auch zur Behandlung der CAP-Syndrome zugelassen sind
MWS Muckle-Wells-Syndrom manifes- tiert sich mit nicht-juckenden Exanthemen, rezidivierenden Fieberschüben und Arthralgien und führt über die Jahre zu einem progredien- ten Hörverlust und häufig zu einer Amyloidose (Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz). Humorale Entzündungszeichen mit BSG-/CRP-Erhöhung, Leukozytose, Thrombozytose und Entzündungs- anämie sind typisch. Anakinra (1-3 mg/kg/Tag) oder Canakinumab (2-4 mg/kg alle 2 Monate) sind in dieser Indikation zugelassen und thera- peutisch hocheffektiv. Teilweise zeigen sich so- gar schon eingetretene Schäden hierunter rever- sibel
Blau-Syndrom Mutation von CARD 15 Beim seltenen Blau-Syndrom, liegt eine autosomal-dominant vererbte Mutation der CARD 15 („caspase recruitment domain") bzw. von NOD2 („nucleotide-binding oligomerization domain containing 2") vor. Diese Mutation wird auch bei einem Teil (-15%) von Patienten mit Morbus Crohn und bei der Sarkoidose im Kindesalter ge- funden, sodass Letztere und das Blau-Syndrom als ein Krankheitsbild aufgefasst werden. Histologisch gemeinsames Merkmal der diskutierten Erkrankungen (und auch der Sarkoidose bei Erwachsenen) ist die Neigung zur neutro- phil-granulomatösen Entzündung von Haut, Darm, Augen, Gelenken und Lymphknoten.
PAPA Pyogene Arthritis, Pyoderma gangraenosum, Akne - Syndrom Pyogene Arthritis, Pyoderma gangraenosum, Akne (PAPA)-Syndrom Das autosomal-dominant vererbte PAPA-Syn- drom manifestiert sich im späteren Kindes- und Jugendalter. Hier kommt es wahrscheinlich durch Störung inhibitorischer Effekte von Pyrin auf die Produktion von aktivem IL-1f3 zur Autoinflam- mation. Klinisch imponieren im Kindesalter aseptische Arthritiden v. a. an Knien, Ellenbogen und Sprunggelenken. Ab der Pubertät kommt eine schwere Akne, im Erwachsenenalter ein Py- oderma gangraenosum sowie Pathergie-artige sterile Abszesse an Injektionsstellen hinzu
AOSD adult onset Still's disease Morbus Still im Kindes- und Erwachsenenalter Der Morbus Still (systemische juvenile idio- pathische Arthritis) bzw. die bei (jungen) Er- wachsenen als adult onset Still's disease (AOSD) bezeichnete Erkrankung werden auch zu den autoinflammatorischen Erkrankungen gezählt. Bei beiden Formen werden erhöhte IL-18-Spie- gel und somit indirekte Hinweise auf eine ver- mehrte IL-1ß-Aktivität gefunden [3]. Leitsymptome sind im akuten Stadium tägli- che hohe Fieberschübe mit meist abendlichen Spitzen bis über 39 °C, mit morgendlich deut- lich niedrigeren, manchmal sogar normalen Temperaturen, eine Mono-, Oligo- oder Po- lyarthritis (seronegativ), eine (meist zervikale) Lymphadenopathie, Halsschmerzen (- 70% der Fälle), Hepato- und Splenomegalie und ein zwar charakteristisches aber oft nur leichtes makulo- papulöses, „lachsfarbenes" Hautexanthem . Humorale Entzündungszeichen (BSG, CRP, Leu- kozytose, Thrombozytose) sind obligat deutlich erhöht, wobei insbesondere ein exzessives Ferritin (> 5000 bis > 100001ag/d1) typisch für die AOSD ist. Therapeutisch werden Glukokortikoide, Methot- rexat und TNF-alpha-Antagonisten eingesetzt, bei hochaktiven systemischen Entzündungszei- chen eher IL-1-Antagonisten (Anakinra, Canaki- numab) und IL-6-Blocker (Tocilizumab)
PFAPA Periodisches Fieber mit aphtöser Stomatitis, Pharyngitis und Adenitis Das PFAPA-Syndrom ist gegenüber den ande- ren periodischen Fiebersyndromen eine relativ häufige Erkrankung, deren Ätiologie unklar ist. .Aufgrund der klinischen Ähnlichkeiten und ent- sprechender serologischer Entzündungszeichen wird dies auch zu den autoinflammatorischen Syndromen gerechnet. Es ist gekennzeichnet durch Fieberschübe, meist schon beginnend in der frühen Kindheit, die sich ungefähr alle 3-4 Wochen wiederholen und ca. 3-6 Tage an- dauern, ohne dass eine andere Ursache (z.B. eine Infektion) erkennbar ist. Die Episoden be- ginnen abrupt und sind typischerweise begleitet von Pharyngitis, aphtösen Mundschleimhaut- läsionen, Lymphadenopathie, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und auch (leichteren) Bauch- schmerzen. Die Patienten sind zwischen den Fieberschüben erscheinungsfrei, bei den meis- ten Patienten bessert sich das PFAPA-Syndrom im Erwachsenenalter bis zur Vollremission 
CRMO Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis Chronisch rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO) Dieses Krankheitsbild ist durch eine multifoka- le, sterile „Osteomyelitis" - mit und ohne Fie- ber - sowie entzündliche Hautveränderungen, typischerweise einer palmoplantaren Pustulose gekennzeichnet. Am häufigsten sind von der „Hyperostose" die Claviculae und die Wirbel- säule betroffen. Es besteht oft eine Psoriasis oder eine chronische entzündliche Darmerkrankung.
SAPHO Synovitis, Akne, Pustulosis, Hyperostose, Osteitis Das im Jugend- und Erwachsenenalter auftreten- de SAPHO-Syndrom (Synovitis, Akne, Pustulosis, Hyperostose und Osteitis) ähnelt der CRMO mit ähnlichen Hauterscheinungen und insbesondere einer schweren Acne conglobata
MIS-C Multisystem Inflammatory Syndrome in Children Tritt 2-6 Wochen nach Covit 19-Infektion auf.
  • Schweres akutes respiratorisch Syndrom
  • anhaltendes Fieber
  • unspezifische Symptome: Bauchschmerzen, Erbrechen, Kopfschmerzen, Müdigkeit
  • Bindehautrötung
  • Ausschlag ähnlich Kawasaki’s Syndrom
Multiorganversagen
Schock
CRP, Ferritin, Troponin erhöht
HB, Thrombozyten, Lymphozyten erniedrigt

Quellen

1.) Peter H-H, et al.:
Klinische Immunologie.
Urban & Fischer 3. Auflage 2012

2.) Park H, et al.:
Lighning the fires within: the cell biology of autoinflammative diseases.
Nat Rev Immunol 2012;12:570-580

3.) Specker C:
Systemische autoinflammatorische Erkrankungen.
Klinikarzt 2015;44:508-513

 
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