Protokoll zum 129. interdisziplinären Onkologischen
Kolloquium am 04.07.07
Konferenzraum der Klinik für
Radioonkologie
Johanniter - Krankenhaus der Altmark in Stendal gGmbH
1. Diskussion der letzten
Sitzung: keine Ergänzungen
2. Frau Dr. Weinstrauch,
Radioonkologie : Bericht vom Workshop zur Konformationsbestrahlungsplanung,
Gastrointestinaltrakt Limburg vom 23.06. bis 24.06.07
Thema: Besonderheiten des Lymphabflusses des Ösophagus.
Nach Daten von Eguchi et al.
2006 ist das Ösophaguskarzinom oft bereits im Stadium pT1 lymphogen
metastasiert. Bei 464 Patienten mit frühen Ösophaguskarzinomen wurde der Tumor
endoskopisch abgetragen und dann eine Ösophagektomie mit Lymphonodektomie
durchgeführt. Hatte der Tumor nur die Mukosa befallen, so bestand bereits bei 18% der Fälle eine lymphogene Metastasierung, bei Invasion des mittleren
Drittels der Submukosa in
53,1%.
Akiyama (1988) beobachtete
eine 5a-Überlebensrate von nur 55 % bei
Ösophaguskarzinomen ohne Lymphknotenmetastasierung, von 34% bei abdominalem Lymphknotenbefall ohne medistinalen
Befall, aber nur 10% bei mediastinalem Lymphknotenbefall. Der Lymphabfluss des
Ösophagus zeigt horizontale (periösophageal) und vertikale (paraösophageale
/ mediastinale / supraclavikuläre / coeliacale) Wege. Daher metastasieren alle Tumoren des Ösophagus
in die mediastinalen, cervikalen und coeliakalen Lymphknoten. Tumoren im oberen
Drittel hatten in 18% untere mediastinale und coeliakale Lymphknotenmetastasen.
Tumoren im unteren Ösophagusdrittel metastasierten in 24% in die cervikalen
Lymphkoten.
Takeuchi (ASCO 2007) berichtete
von 105 Fällen im klinischen N0 – Stadium. Durch Sentinel –
Lymphknotendarstellung wurden in 93% Lymphknotenmetastasen, in 80% eine
Ausbreitung in die Kompartimente 2 oder 3 nachgewiesen. Auch diese Daten
zeigen, dass sich das Ösophaguskarzinom frühzeitig ausbreitet.
2. Indikation für
Strahlentherapie des Ösophaguskarzinoms:
Neoadjuvante
Konzepte bei primär inoperablen Patienten. Vergleich der Überlebensrate von kombinierter
Radio
– Chemotherapie versus alleinige
Radiotherapie.
3. Fallvorstellungen
3.1. S., I., * 02.05.01944 B263 vorgestellt von Fr. OÄ
Dr. Borschke, Radioonkologie
02.06.2000 Mamma - Ca. re. oben außen pT2 pN1bi (1/21) M0, G3, ER12,
PR12, Her2/neu+++, 15.06.00 Stanzbiopsie rechte Brust, Histologie: apokrines
Karzinom, 19.06.07 brusterhaltende OP + Axilladissektion rechts, 06.07. 00 bis
09/00 adjuvante Chemotherapie mit EC, 4 x
10.10. bis 23.11.00
Bestrahlung re. Brust mit GD 50,4 Gy, ED 1,8 Gy, Tumorbettboost 9 Gy, 08.07.06
Anlage eines Pleuradrainagekatheters rechts bei Pleuraerguss, 20.06.06 axilläre
Thorakotomie rechts, Keilresektion rechter Unterlappen und Talkumpleurodese,
18.05.07 Bronchoskopie und PE vom rechts zentral wachsenden Tumor,
bronchoskopisch Verschluss der Mittel – und Unterlappenbronchien, Histologie
des Bronchustumors: schlecht differenziertes Adenokarzinom , Grading 7
und CEA positiv, 07/06 Einleitung der Hormontherapie mit Femara. Znächst war
unklar, ob es sich in der Lunge um ein primäres Bronchialkarzinom oder eine
Absiedelung des Mammakarzinoms handelt. Frau Lüders berichtet das das Gewebe ER 12, PR12,
Her2/neu +++ und somit eine metastatische
Absiedlung des bekannten Mammakarzinoms ist. Daher besteht eine sinnvolle
therapeutische Option mit Taxotere weeky und Herceptin.
3.2. M., S., * 27.03.1959 vorgestellt von Frau Dr.
Ruth, Frauenklinik, Dr. Wenzel, Stendal
02/06 Mamma – Ca. rechts (BET + Axilladissektion,
Brustrekonstruktion rechts, Histologie: invasiv duktuläres und duktales Mamma –
ca. pT1c pN2a M0, L1, V0, R0, G3, ER6, PR0, Her2/neu +++, 03 bis 07/06
adjuvante Chemotherapie 3 x FEc, 3 x Taxol, adjuvante Bestrahlung rechte Brust
und Lymphabflußgebiete, Herceptin und Tamoxifen
Jetzt: bronchiale Metastasierung und polyzyklische Raumforderung links
zentral. Histologie: undifferenziertes Adenokarzinom, dem bekannten Mamma –Ca.
zuzuordnen. DD Bronchialkarzinom. Z.Z. Tamoxifen und Herceptinbehandlung.
Tumorboardbeschluß: Funktionale Operabilität überprüfen (Vorstellung
bei Dr. Werzel). Dann weitere Entscheidung.
3.3. K., R., * 18.11.1954 vorgestellt
von Dr. Bock, Wittenberge
Lokal fortgeschrittenes Pankreaskopfkarzinom. Inzwischen Taxol und Tarceva – Behandlung
durchgeführt. Abbruch wegen angeblicher Unverträglichkeit, wahrscheinlich eher
psychisch bedingt. Der Pat. ist sehr schwierig zu führen. Tumorboardbeschluß: Versuch
einer Radio – Chemotherapie (Termin 13.07.07 um 13.30 Uhr in der
Radioonkologie).
Sitzung des Brustzentrums
Altmark, 04.07.07 in der Radioonkologie
1.
K., B. * 27.08.1949 vorgestellt von Frau Dr.
Ruth, Frauenklinik
Seit Anfang Mai 06/07
Pruritus vulvae, Nebendiagnosen: dysregulierter Diabetes mell., diabetische
Nephropathie und Mikroangiopathie, Hypertonie. Jetzt ausgedehntes Vulvakarzinom: 7 bis 8 cm großer nekrotischer zerfallender Tumor,
der von der Klitoris ausgehend die Urethraöffnung und das untere Vaginaldrittel
infiltriert. In beiden Leisten
kirschgroße LK palpabel, sonographisch rechts bis 2 cm, links 4 cm großes Lymphknotenkonglomerat.
MRT Becken: zusätzlich vergrößerte Lymphknoten im Becken rechts. 11/06 bis 01/07 Einstellung des Diabetes mell. Im KH
Genthin, 18.06.07 radikale Vulvektomie,
erweiterte Kolpektomie, radikale inguinale Lymphonodektomie, radikale Hystereketomie
mit pelviner und paraaortaler Lymphonodektomie, radikale Zystektomie mit
Urethrektomie mit kutaner Harnableitung mit Darminterponat, Histologie: mäßig
bis schlecht differenziertes parakeratotisches verhornendes
Plattenepithelkarzinom der Vulva pT2 (75 mm), pN0 (0/18 inguinal, 0/24 pelvin,
paraaortal) M0 V0 G2-3. 29.06.07 Wunddehiszens
– Sekundärnaht der Laparotomie. Tumorboardbschluß:
Radiotherapie
2. H.,
M., * 27.10.1943 vorgestellt von Frau Dr. Ruth, Frauenklinik
02/06 hintere Vulvektomie wegen invasivem Plattenepithelkarzinom pT1b pN0 M0,
L0, V0, R0, G2. Histologisch 25 x 16 mm. Minimaler Schnittrand 5 mm vom Tumor.
Jetzt ACT: inguinaler LK links, 15 mm. Sonographie bestätigt links inguinal einen 1,6 cm großen LK.
Zweitbefundung des CT und Kontrollsonographie durch Dr. Rungenhagen: reaktiv
vergrößerte Lymphknoten mit erhaltener Architektur. Brustboardbeschluss:
erneute Sonographie in 3 Monaten.
3. F., H. 19.07.1959, Frau Dr. Ruth, Frauenklinik
- Mamma – Ca.
rechts
4. Sch., A., * 25.11.1957, OA
Dr. Szmaglinski, A.-Kl. SAW
- Mamma – Ca. rechts
5. M., E., * 23.02.1941, CA Dr. Becker, A.-Kl.
Gardelegen
- Metastas. Mamma-Ca. re.
6, S., U., * 07.02.1930, Frau
Dr. Ruth, Frauenklinik
- Mamma – Ca.
7. M., A., 22.11.1942, Dr.
Ulrich, KH Gardelegen
- Mamma –Ca.
OÄ Dr. med. D. Borschke